Wir wollen bis 2020 die Post 4.0 sein

Josef Schneider, hpc DUAL: „Wir wollen bis 2020 die Post 4.0 sein“

Das Wiener Unternehmen hpc DUAL, ein Spezialist und heimischer Pionier in den Bereichen elektronische Signatur und duale Zustellung, nimmt nach dem Markteintritt in der Schweiz jetzt auch Deutschland ins Visier.

Die duale Zustellung kombiniert den physischen sowie den elektronischen Versandweg, Schriftstücke landen so immer auf dem günstigsten und schnellsten Weg beim Empfänger. Ist er per E-Mail erreichbar, landet die Post in seiner Inbox, ansonsten als Brief im Postkasten. Die österreichische hpc DUAL beackert dieses Feld seit zehn Jahren und hat sich in dieser Zeit europaweit einen großen Vorsprung gesichert. Trotzdem ist das Thema noch nicht aus der Nische herausgekommen, wie Geschäftsführer Josef Schneider im Interview mit Computerwelt.at berichtet.

Computerwelt: Dieses Jahr feiert hpc DUAL sein zehnjähriges Jubiläum. Mit dem Thema duale Zustellung standen Sie zu Anfang recht alleine auf weiter Flur.

Josef Schneider: Wir waren ganz alleine. Wir haben die SendStation-Versandsoftware für die duale Zustellung entwickelt und haben dafür in Österreich keinen Markt vorgefunden. Zum anderen mussten wir den Bedarf erst wecken und auch das Verständnis herstellen. Das Verständnis für den Postversand war ja Post-gelb. Mittlerweile hat sich das ein bisschen gedreht.

Wenn man sich die Entwicklung rund um hpc DUAL ansieht, könnte man zu dem Schluss kommen, das Thema duale Zustellung hat in den letzten Monaten deutlich an Fahrt aufgenommen.

Ja. Im Juli 2015 wurde die hpc DUAL Schweiz AG gegründet, Ende des ersten Quartals 2016 wird es die Gründung der hpc DUAL Deutschland geben. Wir haben aber vor, die Technologie und die Produkte auch weiterhin in Österreich zu entwickeln. Hier haben wir unsere Mitarbeiter, hier ist unser Knowhow gebündelt. Die Länderorganisationen sind im Prinzip reine Vertriebsorganisationen.

Österreichische Unternehmen orientieren sich gerne in Richtung Osteuropa. Warum nicht auch hpc DUAL?

Darüber haben wir lange nachgedacht. Es gibt auch immer wieder Anknüpfungspunkte. Wir haben etwa Gespräche in Mazedonien und Albanien geführt. Aber das sind nicht unsere Fokusmärkte. Der Fokusmarkt ist ganz klar Deutschland, auch aufgrund der Struktur und des Föderalismus in Deutschland. Die sind sehr ähnlich beschaffen wie in Österreich und auch in der Schweiz. Wenn wir es in Deutschland schaffen, dieses Thema zu besetzen, dann schaffen wir es überall.
Wenn heute ein Großversender kommt, der 50 Millionen Briefe verschicken will, egal aus welchem Land, werden wir das natürlich auch machen. Das Ziel ist es aber, das Thema in unseren Fokusländern in die Breite zu bringen.

Ist das Thema duale Zustellung mittlerweile im Markt angekommen?

Duale Zustellung ist nach wie vor ein Nischenthema. Es gewinnt natürlich zunehmend an Bedeutung. Aber das Wissen um die Möglichkeit ist nach wie vor längst nicht in dem Ausmaß vorhanden, wie ich es gerne hätte. Das liegt auch daran, dass klassische Postgesellschaften dieses Thema wegen der Absicherung ihres Kerngeschäftes nicht forcieren.

Hängt das mit der noch relativ geringen Verbreitung der Digitalen Signatur zusammen?

Nein. Die Digitale Signatur hängt mit behördlichen Zustellungen zusammen. Behördliche Zustellungen betreffen aber nach wie vor höchstens fünf Prozent der gesamten Zustellungen. Das ist wirtschaftlich nicht relevant.
Ich halte die elektronische Signatur aber auch in der Zukunft für ein ganz wichtiges Thema. Es geht nicht nur darum, dass ich mich bei irgendwelchen Portalen anmelden kann, sondern auch darum, dass ich meine elektronische Unterschrift leisten kann. Es geht für den Empfänger darum, nachvollziehbar zu machen, dass das erhaltene Dokument  tatsächlich von dem richtigen Absender kommt. Durch das Anbringen der digitalen Signatur ist außerdem  die Unversehrtheit des Dokuments feststellbar.

Für welche Unternehmen lohnt sich denn die Investition in duale Zustellung? Ab wie vielen versendeten Schriftstücken rentiert sich das?

In Wahrheit haben wir hier keinerlei Einschränkungen. Der Nutzen ist für den Einzelunternehmer, der es sich sparen möchte mit 20 Briefen am Tag zum Postamt zu marschieren, genauso gegeben, wie für den Großversender mit einer Million Briefen, die er postalisch oder per E-Mail verschickt, ohne zu wissen, ob auch der richtige Empfänger die Botschaft bekommen hat.

Diesem Umstand tragen wir auch Rechnung in der Entwicklung unserer Briefbutler-Lösungen. Wir haben zum Beispiel im Dezemberden BriefButler.direct gestartet. Der ist so einfach zu installieren wie ein Druckertreiber, mit dem vollen Funktionsumfang der dualen Zustellung. Er ist das Pendant  zum Briefkasteneinwurf für den Kleinstversender. Für mittlere und große Volumen haben wir ohnehin die SendStation-Software.

Was hat der einzelne „Endkunde“ davon? Warum sollte er da mitmachen?

Es ist in erster Linie ein Bequemlichkeitsthema . Darüber hinaus bieten wir beim elektronischen Empfang auch eine Reihe von Mehrwerten an – auch als Motivation vom physischen Empfang auf den elektronischen umzusteigen. Funktionen wie beispielsweise die direkte elektronische Bezahlung von Rechnungen. Ich rede hier nicht  von der E-Rechnung – denn die Nutzerzahlen der E-Rechnung geben uns Recht, dass sich das Thema nicht so weiterentwickeln wird, wie es gewünscht wird. Wir haben mit unserer Bezahlfunktion eine Ad-hoc-Funktion, die der Empfänger einer Rechnung nutzen kann. Sie steht jedem beim Versand von Rechnungen zur Verfügung.
Zu den Mehrwerten gehören aber auch Archivfunktionen, mit denen Nutzer ihre wichtigen vertraulichen Dokumente nicht nur historisieren können, sondern auch die Gewissheit haben, dass als österreichische Empfänger ihre Dokumente wirklich in Österreich, als Schweizer Kunde in der Schweiz und als deutscher Kunde in Deutschland liegen. Dazu gehört auch das nachweisliche Antworten auf Sendungen – als Pendant zum eingeschriebenen Brief, zum Beispiel bei Vertragskündigungen, Dokumente die in Verfahren nachgereicht werden müssen, etc.

Wie sehen die Nutzerzahlen Ihrer Dienste aus?

Wir haben im Jahr 2015 rund 2,1 Millionen Empfänger adressiert, auf dem Postweg und elektronisch, vom Bodensee bis zum Neusiedlersee. Dabei haben wir einen elektronischen Anteil von rund 20 Prozent. Das haben wir aber nur deshalb erreicht, weil wir 99 Prozent der Sendungen über unsere selbst entwickelten Zustellkanäle – zum Beispiel Registered Mail plus, quasi das elektronische Pendant zum eingeschriebenen Brief – zugestellt haben. Der Anteil der Sendungen, die an einen behördlichen Zustelldienst oder einen anderen elektronischen Zustelldienst gehen, liegt ungefähr bei einem Prozent.

Wie funktioniert Registered Mail plus?

Im Prinzip ist es vom Versandprozess und den Statusinformationen, die an den Versender gehen, das gleiche wie bei behördlichen Zustellungen. Mit einer einzigen Ausnahme: Ich brauche als Empfänger keine Signatur und vor allem keine Registrierung eines elektronischen Postfachs bei einem elektronischen Zustelldiensts. Weil – und das ist auch einer der Schlüssel zum Erfolg – der Nutzer seine Post dorthin bekommt, wo jeden Tag seine elektronische Post ankommt, nämlich in sein E-Mail-Postfach. Wir schließen mit der Zustellung an verifizierte E-Mail-Adressen aus, dass sich der Empfänger bei dem x-ten Portal mit dem x-ten Benutzernamen und Passwort registrieren muss. Wesentlich ist nicht, wo er seine Sendung hinbekommt, sondern dass ich nachvollziehen kann, dass und wann er sie bekommen bzw. behoben hat.

Zum Abschluss: Welche Ziele haben Sie für die Zukunft?

Wir wollen bis 2020 die „Post 4.0“ sein. Wir wollen den BriefButler als „Briefträger  4.0“ etablieren. Und wir wollen Unternehmen mit unserer Lösung bei der digitalen Transformation begleiten.

Zur Person:
Josef Schneider ist Gründungsgeschäftsführer der seit zehn Jahren bestehenden hpc DUAL und gegenwärtig CEO der hpc DUAL Österreich. Seit Sommer 2015 ist er auch Verwaltungsrat der hpc DUAL Schweiz AG. Davor war er in leitenden Positionen bei der Generali Allg. Versicherung AG sowie Freeway Internet tätig und zeichnete für den Vertriebsaufbau des Behörden-Cluster der Österreichischen Post AG verantwortlich.

Das Gespräch führte Rudolf Felser. Original erschienen auf www.computerwelt.at